Circular Economy

vRG


Eine geniale Idee mit gewichtigen Folgen

In der Schweiz engagieren sich Hersteller und Konsumenten gemeinsam für die umweltfreundliche Entsorgung von Elektroaltgeräten. Grundlage dieses europa- oder sogar weltweit einzigartigen Recyclingsystems ist die vorgezogene Recyclinggebühr, kurz «vRG».

Wir Schweizer werden ja gerne belächelt: für unsere Kleinräumigkeit, unseren Kantönligeist und unsere Leidenschaft für Löcher in Bergen und Käse. Vielleicht ist es aber gerade die Kombination dieser drei Schweizer Eigenschaften, die zur Entwicklung eines Entsorgungssystems geführt haben, mit dem wir uns nah und fern Respekt verschaffen. Doch dazu später.

Tatsächlich sind wir im Vergleich mit unseren Nachbarn bisher geradezu vorbildlich mit Elektroschrott umgegangen. Egal, ob es sich dabei um Haushaltgeräte, elektrisch betriebenes Spielzeug, Leuchten und Leuchtmittel oder Unterhaltungselektronik handelt. Immer wieder reisen Delegationen aus anderen Ländern an, um von uns in diesem Bereich zu lernen - denn was bei uns Alltag ist, ist es andernorts noch lange nicht. (1)


Schadstoffe dürfen nicht in die Umwelt gelangen

Wie die Menschen weltweit mit Abfall umgehen, ist schwer in soliden Daten zu erfassen. Die Weltbank schätzt aber aufgrund ihrer eigenen Erhebungen, dass die meisten Entwicklungsländer ihre Abfälle in Gruben oder Halden entsorgen. (2) Im Fall von Kühlschränken oder Elektro- und Elektronikgeräten ist der Umweltschaden, der dabei entsteht, beträchtlich. Das in Kühlschränken verwendete Kühlmittel FKCW - ein schädliches Treibhausgas - tritt ungehindert in die Atmosphäre aus. Die in Elektro- oder Eletronikgeräten enthaltenen schadstoffhaltigen Materialien wie etwa PCB oder Flammhemmer werden ebenfalls an die Umgebung abgegeben. In beiden Fällen gehen auch Wertstoffe wie Eisen, Kupfer, Aluminium oder sogar Gold verloren. Heute weiss man: Aus 14 Tonnen Elektroschrott lässt sich etwa eine Tonne Kupfer recyclen. Zum Vergleich: Um die gleiche Menge Kupfer neu zu produzieren, müssten bis zu 1’000 Tonnen Gestein abgebaut und bearbeitet werden.

Alte Computer und Elektroschrott werden in Europa immer mehr zu einem Müllproblem. In den 28 EU-Ländern wird derzeit nur etwa ein Drittel der ausgemusterten Computer sowie von anderem Elektroschrott ordnungsgemäss entsorgt. Der Rest - immerhin 6,2 Millionen Tonnen im Jahr 2012 - werde falsch recycelt, ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen, heisst es in der Studie der Organisation CWIT zum Kampf gegen die Verschwendung von und den illegalen Handel mit Elektronik-Schrott (3). In Deutschland gilt erst seit Oktober 2015 gilt das neue Elektro- und Elektrogerätegesetz (ElektroG2), mit dem alle grösseren Händler verpflichtet wurden, Altgeräte zurückzunehmen. Vorher war die Rücknahme freiwillig.


Schweizer Kleinräumigkeit inspiriert zu innovativen Lösungen

Bereits in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dagegen in der kleinen Schweiz klar: So viele Löcher und Gruben können wir gar nicht ausheben, um all unseren Müll und Schrott zu entsorgen - ganz einfach, weil hierzulande der Platz dafür fehlt. Kehrichtverbrennungsanlagen sorgten in einer ersten Zeit dafür, dass die Müllberge nicht unsere Alpen konkurrierten. Doch auch hier zeigte sich bald: Es ist sinnlos und energetisch aufwändig, Metall in Form von Geräten zu verbrennen, um am Schluss Schlacke wiederum mit Metall zu erhalten. Besser, die Geräte nicht zu verbrennen, sondern sparsamer in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Eine erste Lösung entwickelte die noch junge Stiftung SENS 1990 für die FCKW-haltigen Kühlschränke. Sammlung, Entsorgung und Rezyklierung wurden damals mittels einer Vignette vor-finanziert. Wenige Jahre später wurde diese Idee der Vor-Finanzierung auch für Elektro- und Elektronikaltgeräte übernommen und adaptiert: die vorgezogene Recyclinggebühr vRG war geboren, eine bereits beim Kauf erhobene Gebühr für die Entsorgung am Ende des Geräte-Lebenszyklus. Heute kommt sie auch beim Kauf von IT- und Unterhaltungselektronik  sowie Leuchten und Leuchtmitteln zum Einsatz. Die heutigen, via vRG finanzierten Recyclingssysteme sind kundenfreundlich: Geräte können dort, wo sie gekauft wurden, kostenlos abgegeben werden.


Kostenlos, aber nicht wertlos

Was kostenlos vom Konsumenten entsorgt werden kann, ist alles andere als wertlos. Mit ihrem geschlossenen Stoffkreislauf sorgt SENS dafür, dass die noch brauchbaren Materialien in Elektroaltgeräten nicht einfach als wertlos abgeschrieben und entsorgt werden. In teilweise aufwändigen Verfahren werden sie extrahiert, sortiert und wieder in den Stoffkreislauf zurückgebracht. Nicht nur bedeuten sie so Einkommen für Sammelstellen und Recycling-Firmen, sondern sie schonen auch die immer knapper werdenden Rohstoff-Ressourcen.

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